Die Antidiskriminierungsstelle Braunschweig achtet auf diskriminierungssensible Sprache. In alphabetischer Reihenfolge finden Sie hier ein Wörterverzeichnis von häufig genutzten Wörtern in der Antidiskriminierungsarbeit. Das Glossar erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern passt sich vielmehr sukzessive den aktuellen Diskursen an.

 

Der Terminus ausländische Bevölkerung bezeichnet in Deutschland nach Definition vom Statistischen Bundesamt Menschen ohne Deutsche Staatbürgerschaft. Er gibt keine Auskunft darüber gibt, wo eine Person herkommt, weshalb eine Person als Ausländer in einem anderen Land lebt oder wie die Person aussieht.

Quelle: Statistisches Bundesamt: Ausländische Bevölkerung, Zugriff am 04.05.23.

 

BIPoC ist die Abkürzung von Black, Indigenous und People of Color. Mit dem Begriff sollen explizit Schwarze und indigene Identitäten als auch die spezifische Gewalt, kulturelle Auslöschung und Diskriminierung, die Schwarze und indigene Menschen erfahren, sichtbar gemacht werden. Der Begriff ist eine politische Selbstbezeichnung und wird als ermächtigend betrachtet. Er ist aus einem Widerstand entstanden und steht für die Kämpfe gegen diese Unterdrückungen und für mehr Gleichberechtigung.

Quelle: Das NETTZ gGmbH: Glossar POC/BPOC/BIPOC, Zugriff am 04.05.23.

„Cis” ist eine lateinische Vorsilbe und bedeutet „diesseits”. Sie wird häufig als Adjektiv verwendet. „Cis” bezeichnet, dass eine Person in Übereinstimmung mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht und in Übereinstimmung mit ihrem sozialen Geschlecht lebt. In einer heteronormativ geprägten Gesellschaft wird davon ausgegangen, dass alle Menschen cisgeschlechtlich sind.

Quelle: Technische Universität Dortmund: #klargestellt: das queerfeministische Glossar, Zugriff am 03.05.23.

 

Nach Definition vom Neue deutsche Medienmacher*innen e.V. beschreibt Colo(u)rism „eine spezifische Diskriminierungsform, die Schwarze mit dunklem Hautton (dark-skinned) abwertet. Colorism folgt einer kolonialen Farbhierarchie von dunkel nach hell, also von dark-skinned über light-skinned bis weißgelesen. Dark-skinned Schwarze sind stärker von Rassismus betroffen und medial weit weniger sichtbar. Colorism gibt es ebenso bei Menschen mit dunkleren oder helleren Hauttönen in Südasien oder in arabischen Ländern.“

Quelle: Neue deutsche Medienmacher*innen e.V.: Formulierungshilfen für die Berichterstattung im Einwanderungsland, Zugriff am 02.05.23.

Das Regebogenportal vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend definiert „Community“ (dt.: Gemeinschaft, Gemeinde) treffend als „eine Gruppe von Menschen, die sich aufgrund gemeinsamer Interessen, Eigenschaften oder Erfahrungen einander zugehörig fühlen. Die Mitglieder eine Community kennen sich nicht alle persönlich, teilen jedoch häufig bestimmte Grundwerte und stehen zum Beispiel über Veranstaltungen, Medien und soziale Netzwerke miteinander im Austausch. Für Menschen mit Diskriminierungserfahrungen sind Communitys oft ein wichtiger Raum von Unterstützung, differenzierten Auseinandersetzungen und Empowerment. Werte und Grundannahmen verschiedener Communitys unterscheiden und verändern sich mit der Zeit, Gruppen überschneiden sich und Menschen können sich zeitgleich verschiedenen Communitys zugehörig fühlen.“

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Glossar Regenbogenportal, Zugriff am 03.05.23.

Diskriminierung bedeutet die Benachteiligung von Personen(-gruppen) aufgrund vermeintlicher oder tatsächlicher Merkmale ohne sachlichen Grund, der diese Schlechterbehandlung legitimiert.

Der Begriff Empowerment (dt. Selbstermächtigung) beschreibt nach IDA e.V. einen Prozess, „in dem benachteiligte Menschen eigenen Kräfte entwickeln und Fähigkeiten nutzen, um an politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen teilzuhaben und so ihre Lebensumstände und Entwicklungsmöglichkeiten zu verbessern.“

Quelle: Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V.: Glossar, Zugriff am 03.05.23.

Das Akronym FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Inter, Nicht-binär, Trans und agender Personen. Ähnlich wie das Akronym LGBTQI+ machen Personen, die sich der FLINTA*-Community zugehörig fühlen, Diskriminierungserfahrungen wegen ihres Geschlechts und/oder wegen ihrer Sexualität mit besonderem Fokus auf die Unterdrückung durch patriarchale Struktuen. Beispielsweise markiert „FLINTA* only“ bei Veranstaltungen eine Türpolitik, bei der nur diese Personengruppe Zutritt erhält, um geschützt zu sein, vor Sexismus und anderen Diskriminierungsformen patriarchaler Strukturen.

Quelle: Ehbauer, Jasmin (2022): Das Queer-Lexikon: Was bedeutet FLINTA*?, Zugriff am 03.05.23.

 

 

Fremdbezeichnung ist die Bezeichnung, mit der Personen und Gruppen auf der Grundlage vermeintlicher oder tatsächlicher Merkmale bzw. Zuschreibungen benannt werden. Fremdbezeichnungen sind häufig diskriminierend und reproduzieren beispielsweise rassistische oder klassistische Klischees. Um diskriminierungssensibel zu sprechen und zu schreiben, ist es ratsam, sich über die Selbstbezeichnung von Personen(-gruppen) zu informieren und sich mit den historischen Kontexten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auseinanderzusetzen.

Quelle: Queer Lexikon (o.J.): Fremdbezeichnung, Zugriff am 03.05.23.

Das Wort Geflüchtete bezeichnet Menschen mit Fluchterfahrung. Immer häufiger ersetzt er das Wort Flüchtlinge. Ein Flüchtling ist in der Rechtssprache ein Mensch, der vor Gewalt, Verfolgung oder Krieg seine Heimat verlässt. Der Suffix –ling reduziert Menschen mit Fluchterfahrung auf die Flucht. Der Begriff Geflüchteter verweist darauf, dass die Identität dieser Menschen mehr Bestandteile als nur die Flucht hat. Sie sind auch Eltern, Studierende usw.

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung: einfach POLITIK: Lexikon, Geflüchtete, Zugriff am 03.05.23.

Anders als der Begriff Übergewichtigkeit verweist der Begriff Mehrgewichtigkeit nicht auf die Vorstellung eines "normalen" Körpergewichts, über oder unter dem eine Person liegen kann. "Übergewicht" wird oft in medizinischen Kontexten verwendet und dort mit einem kranken Körper in Zusammenhang gebracht. Mehrgewichtig als Adjektiv kann als Beschreibung eines phänotypisches Merkmals genutzt werden ohne Bezugnahme auf den Gesundheitszustand des Körpers. 

Quelle: Herrmann, A., Kim, T. J., Kindinger, E., Mackert, N., Rose, L., Schorb, F., ... Villa, P.-I. (Hrsg.). (2022). Fat Studies: Ein Glossar (KörperKulturen). Bielefeld: transcript Verlag, Zugriff am 02.05.23.

Das Wort Migrationsgeschichte wird heute häufig anstelle des Begriffs Migrationshintergrund genutzt. Es stellt die individuelle Geschichte immigrierter Personen und derer Familienmitglieder in den Vordergrund. Zudem ist das Wort Geschichte positiver konnotiert als das Wort Hintergrund.

Quelle: Migrationsrat Berlin e.V. (2020): Glossar, Eintrag Migrationsbiographien, Zugriff am 04.05.23.

Othering bezeichnet den Prozess, Personen sprachlich und gedanklich zu „Anderen“ bzw. zum „Anderen“ zu machen. Othering wird von Menschen genutzt, um sich abzugrenzen. Es produziert den Dualismus „ich/wir“ und „die Anderen“. Diese Abgrenzung kann instrumentalisiert werden, um „dem Anderen“ vermeintliche Merkmale zuzuschreiben oder das Eigene zur Normalität zu erklären. Othering ist ein Bestandteil von Diskriminierung.

Quelle: Amadeu-Antonio-Stiftung (2014): Glossar: Antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit, Zugriff am 03.05.23.

Der Begriff "Rasse" kommt aus der Biologie und beschreibt die Gesamtheit einer Art. Es gibt eine einzige menschliche Rasse. Fälschlicherweise wird der Begriff Rasse dennoch häufig benutzt, um Menschen, die ähnliche phänotypische Merkmale aufweisen, zu gruppieren. Der Begriff "Rasse" ist insbesondere in Deutschland negativ konnotiert, da es im Dritten Reich sogenannte Rassegesetze gab. Bekräftigt durch vermeintliche wissenschaftliche Erkenntnisse und durch ideologisches Denken wurden so u.a. Juden und Jüdinnen genauso wie Schwarze Menschen benachteiligt, verfolgt, gefoltert und ermordet. 

Von rassifizierten Personen spricht man heute, wenn Personen aufgrund von phänotypischen Merkmalen wie z.B. Haut- oder Haarfarbe einer anderen menschlichen Rasse zugeschrieben werden. Rassismus und Rassifizierung lassen sich nicht voneinander trennen. Vielmehr ist der Prozess der Rassifizierung elementarer Bestandteil von Rassismus. Rassifizierung produziert und reproduziert rassistisches Wissen.

Quelle: Amadeu-Antonio-Stiftung (2014): Glossar: Antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit, Zugriff am 03.05.23.

Selbstbezeichnung ist die Bezeichnung, die sich Personen und Communities selbst geben und mit der sie angesprochen werden möchten.

Quelle: Amadeu-Antonio-Stiftung (2014): Glossar: Antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit, Zugriff am 03.05.23.

Den begriff Token beschreibt der Neue deutsche Medienmacher*innen e.V. als „eine*n Vertreter*in einer diskriminierten Gruppe, der*die benutzt wird, um nach außen Vielfalt vorzutäuschen oder diskriminierende Haltungen zu legitimieren. Muss also zum Beispiel auf der Firmenwebsite die einzige Schwarze Mitarbeiterin ganz vorn aufs Teamfoto oder werden Schwarze Schauspieler*innen in Filmen ausschließlich auf Nebenrollen reduziert, fungieren sie als Tokens. In ähnlichen Zusammenhängen ist in Deutschland manchmal von "Quotenmigranten", "-Schwarzen" oder "-frauen" die Rede.“

Quelle: Neue deutsche Medienmacher e.V.: Formulierungshilfen für die Berichterstattung im Einwanderungsland, Zugriff am 03.05.23.

 

Pointiert definiert der Neue deutsche Medienmacher*innen e.V. „weiß gelesen (engl. White Passing) ist eine Person mit meistens sehr heller Haut (light-skinned) und/oder wenig gelockten Haaren, die Schwarze Eltern oder Großeltern hat, und als weiß, also ohne afrodiasporische Migrationsgeschichte wahrgenommen wird. In ähnlichen Fällen können auch People of Color als weiß gelesen werden. Historisch konnte es große Vorteile bringen, für weiß gehalten zu werden und auch heute noch sind damit Privilegien verbunden (weiße Privilegien). Aber auch Weißgelesene können beispielsweise aufgrund ihrer Schwarzen Familie Rassismus erleben. Teilweise bezeichnen sie sich deshalb ebenfalls als Schwarz, PoC oder nicht-weiß.“

Quelle: Neue deutsche Medienmacher e.V.: Formulierungshilfen für die Berichterstattung im Einwanderungsland, Zugriff am 03.05.23.

Wenn im wörtlichen Sprechen etwas in einer Geste in Anführungszeichen gesetzt wird, kann man dies als Uneigentliches Sprechen bezeichnen. Uneigentliches Sprechen wird genutzt, um Begriffe, die z.B. veraltet oder unzutreffend sind, zu markieren.